Was sind Förderkreise?

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Warum gibt es Förderkreise (FK)?

Die sieben deutschen Förderkreise setzen sich für weltweite Solidarität und soziale Gerechtigkeit ein. Sie leisten entwicklungspolitische Bildungsarbeit und bieten die Möglichkeit, sich ehrenamtlich zu engagieren.

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Stimmen, die zählen

Stimmen, die zählen

Kawien.jpgMittwoch 04 Mai 2022

Seit ihrer Gründung im Jahr 1975 macht sich die Genossenschaft Oikocredit für soziale Gerechtigkeit stark. Dabei steht eines immer im Fokus: die Förderung der Autonomie und Selbstbestimmung von wirtschaftlich benachteiligten Menschen. Ist diese Mission heute noch genauso wichtig wie in den 70er Jahren? Und wie hat die Covid-19-Pandemie die Arbeit von Oikocredits Partnern und das Leben der Endkund*innen im globalen Süden beeinflusst? Kawien Ziedses des Plantes, Global Social Performance Specialist bei Oikocredit International, beantwortet diese Fragen in einem Interview.

Interview: Ute Stefanie Haak

Die Mission von Oikocredit, die sogar im Logo der Organisation enthalten ist, heißt "In Menschen investieren". Warum ist diese Mission so wichtig? Hat sie sich in den letzten Jahrzehnten verändert?

Kawien Ziedses des Plantes: Oikocredit ist eine Genossenschaft, die gegründet wurde, um soziale Gerechtigkeit zu fördern – vor allem in den ärmeren Regionen der Welt. In den Gründungsjahren, den 1970ern, standen Apartheid und der Vietnam-Krieg im Zentrum der internationalen Aufmerksamkeit. Wir sahen so viel Ungerechtigkeit überall. In vielen Teilen der Erde sehen wir sie noch immer. Ungerechtigkeit, wenn es die Verteilung von Wohlstand und um das Wohlergehen geht. Sie ist immer noch da. Derzeit beobachten wir in unserer täglichen Arbeit, wie ärmere und benachteiligte Menschen stärker von der globalen Pandemie und dem Klimawandel betroffen sind. Wir sehen Ungerechtigkeit auch dann, wenn es um Autonomie und Selbstbestimmung geht. Wenn Menschen keine Stimme haben. Wenn ihnen die Möglichkeit STIMMEN, DIE ZÄHLEN dazu fehlt, ihre Stimme zu erheben oder das Selbstbewusstsein dazu. Empowerment, also das Stärken der Autonomie und Selbstbestimmung von Menschen, ist seit den ersten Tagen Oikocredits Mission. Empowerment ist etwas, wobei wir unseren Partnern in der Zusammenarbeit mit ihren Kundinnen und Kunden helfen. Es geht einfach darum, dass eine Frau so selbstbewusst ist, zu sagen was sie will.

Können Sie uns den Begriff “unbanked people“ näher erklären. Wie profitieren diese Menschen von Oikocredits Arbeit?

Kawien Ziedses des Plantes: Das sind Menschen ohne ein formelles Bankkonto. Nach Angaben der Weltbank über eine Milliarde Menschen weltweit. Oft sind das Frauen, die sich in Spargruppen zusammenschließen und so gegenseitig unterstützen. Diese Gruppen haben einen gemeinsamen Geldtopf. Also Bargeld, das ist einem Karton oder einem Schuh versteckt ist oder das eine der Frauen den ganzen Tag mit sich trägt. Die Frauen treffen sich und besprechen, wer diese Woche etwas aus dem gemeinsamen Topf bekommt, um beispielsweise fünf Hühner zu kaufen. Beim nächsten Wochentreffen zahlt diese Frau das Geld dann zurück. So funktionieren Spargruppen. Ein großer Nachteil ist, dass es keinen sicheren Platz für das Bargeld gibt. Die Gefahr von Diebstahl ist groß. Es gibt auch keine einfache Möglichkeit, Geld zu überweisen. Während der Corona-Lockdowns konnten sich viele Spargruppen nicht treffen, das war ein großes Problem. Ungefähr 30 Prozent der Partner, mit denen Oikocredit zusammenarbeitet, dienen diesen Spargruppen. Sie versorgen sie mit Bankkonten für beide Zwecke. Für das Sparen und sichere Verwahren von Geld und für Kredite.

Die Partner, von denen sie sprechen, sind über 500 Partnerunternehmen von Oikocredit in Afrika, Asien und Südamerika/der Karibik. Haben diese Partner – abgesehen von der Finanzierung – noch andere Vorteile der Zusammenarbeit mit Oikocredit?

Kawien Ziedses des Plantes: Definitiv. Finanzierung allein ist keine Lösung. Beratung wird benötigt und Schulungen werden benötigt. Wir bezeichnen dies als „Capacity Building“. Es sind Projekte, die Selbstbewusstsein stärken, Wissen aufbauen und Menschen zusammenbringen. Eines haben alle diese Projekte gemeinsam. Es geht immer um die Bedürfnisse der Endkund*innen und deren Möglichkeit, gut zu leben und nicht nur zu überleben.

2021 hat Oikocredit mit fünf Partnerunternehmen eine digitale Umfrage durchgeführt. Die fünf beteiligten Mikrofinanzinstitutionen befragten ihre Endkundinnen und -kunden. Was war das Ziel der Umfrage?

Kawien Ziedses des Plantes: Wir führten das Umfrageprojekt mitten in der Pandemie durch. Einige Partner, mit denen wir arbeiteten, konnten ihre Kund*innen nicht physisch treffen, weil es Lockdowns gab. Ein wichtiges Ziel der Studie war es tatsächlich, herauszufinden, wie es den Menschen geht. Ihnen eine Stimme zu geben. Genauso wichtig: In dem Projekt geht es darum, Denkweisen zu ändern. Den Fokus auf die Stimmen und Meinungen der Endkund*innen zu legen, um diese Denkweise geht es. Dazu Daten zu erfassen und auszuwerten, die zeigen, wie die Menschen ihre eigene Situation wahrnehmen. Die Wahrnehmung einer Person ist ihre Lebensrealität. Auch wenn diese Realität nicht durch Kontrollgruppen bestätigt wurde und so weiter. Das übergeordnete Ziel des Projekts ist es, zu positivem Wandel beizutragen. Das können wir tun, indem wir den Kund*innen zuhören. Und indem wir die Veränderungen zusammen mit den Partnerunternehmen über einen längeren Zeitraum betrachten und dokumentieren.

Welche Auswirkungen hat die Covid-19-Pandemie auf das Leben der Endkund*innen? Gab es in der Umfrage Ergebnisse dazu?

Kawien Ziedses des Plantes: 62 Prozent der befragten Personen sagten, dass sich ihr Einkommen im Verlauf der Pandemie verringert habe. Dabei sind Menschen, die von der Landwirtschaft leben, besser zurechtgekommen als Menschen, die in anderen Bereichen arbeiten. Menschen, die auf Ersparnisse zurückgreifen konnten, auch. Das sind keine überraschenden Ergebnisse. Glücklicherweise sehen wir, dass sich die Situation wieder verbesserte als die Lockdowns endeten. Ein positives Ergebnis: 25 Prozent der Umfrageteilnehmer*innen sagten, dass sie sowohl ihr Einkommen als auch ihre Ersparnisse trotz der Pandemie aufstocken konnten. Das untersuchten wir mit unseren Partnern genauer. Wir wollten wissen, was bei ihnen funktioniert hat. So können die Menschen, denen es besser erging, ihre Erfahrungen mit anderen teilen. Das zu ermöglichen, freut uns sehr. Bei jeder Umfrage arbeiten wir im Team, zwei Mitarbeiter*innen von Oikocredit und zwei Mitarbeiter*innen unseres Partnerunternehmens. Zusammen analysieren wir die Ergebnisse. Die Mikrofinanzinstitution kann dann sofort aktiv werden. Sie kann ihre Arbeit verbessern, weil sie die Auskünfte der Endkund*innen erhalten hat.

Werden solche Umfragen auch in Zukunft durchgeführt?

Kawien Ziedses des Plantes: Ja, dieses Jahr führen wir die Umfrage zusammen mit 20 Partnern durch, darunter Unternehmen aus Kambodscha und Brasilien. Auch die fünf Partner von 2021 sind wieder dabei, sie fanden die Umfrage sinnvoll. Sie ist ein gutes Schulungsinstrument und sie ist ein Kontrollinstrument. Unsere Partner können damit überprüfen, ob sie ihre soziale Mission erfüllen. Indem wir den Endkund*innen zuhören, können wir zusammen unsere Mission stärken.

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Kontakt

Oikocredit Ostdeutscher Förderkreis e.V.
Kissingenstraße 33
D-13189 Berlin
Deutschland
workT: +49 30 680 57 150
faxF: +49 30 680 57 151

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